Unsere ganz private Osterweiterung
Die EU ist gewachsen, und wir sind neugierig darauf.
Nachdem wir im Frühjahr einen Abstecher nach Warschau gemacht haben, führt unser "großer" Urlaub in diesem Jahr gleich in drei der neuen Mitgliedsländer. Die Beschreibungen der baltischen Staaten klingen nach einer guten Mischung aus sehenswerter Natur und geretteter Kultur.
Wegen günstigerer Flüge dorthin beginnen wir den Urlaub allerdings in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Erstens waren wir dort noch nicht und außerdem ist es dann nicht mehr weit bis in die estnische Hauptstadt Tallinn zum Start der Mietwagentour durch Estland, Lettland und Litauen.
Wie schon bei den vorhergehenden Reisen haben wir detailliertere Informationen und Hinweise gesammelt und in einer
Info-Sammlung Baltikum zusammengetragen und sortiert. Dort sind, soweit bekannt, auch weiterführende Links angeführt. Im Text sind Verweise auf die Info-Sammlung mit dem Symbol:
markiert.
Aufgrund der Geschichte haben viele baltische Orte und Städte deutsche Namen, die wir im Bericht allerdings nicht verwenden, es ist so schon verwirrend genug. Im Infoteil
finden sie aber Erwähnung.
Der Seitenhintergrund soll an den Bernstein erinnern, der an der Ostsee seit altersher als "Baltisches Gold" gesammelt wird.
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Alle Bilder haben erläuternde Beschreibungen mittels aufpoppender Tags und können durch Anklicken vergrößert werden, bzw. es verbirgt sich mehr dahinter.
Unsere Reiseroute:
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Unser Weg und die Entfernungen, die wir dabei zurücklegten:
Helsinki -
Tallinn -
Lahemaa Nationalpark (Palmse) [180 km] -
Tartu [242 km] -
Cesis [205 km] -
(Sigulda) -
Riga [115 km] -
Klaipeda [388 km] -
(Kurische Nehrung) -
(Palanga) [182 km] -
Kaunas [266 km] -
(Trakai) -
Vilnius [124 km] -
(Berg der Kreuze) -
(Rundale) -
Jelgava [399 km] -
(Mezotne) -
Pärnu [358 km] -
Saaremaa [273 km] -
(Haapsalu) -
Tallinn [267 km]
Inklusive einiger Stadt- und Irrfahrten sind wir mit dem Mietauto alles in allem knapp 3.100 km gefahren.
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Mi 23.8. Flug nach Helsinki
Nach einem gemütlichen Mittagessen daheim auf der Terrasse machen wir uns mit dem Auto auf den Weg nach München. Stellen es im Parkhaus ab, geben unsere Rucksäcke auf und heben pünktlich um 19:30 mit der Lufthansa
ab. Nach ruhigem Flug landen wir mit einer Stunde Zeitverschiebung um 22:40 Uhr in der finnischen Hauptstadt
. Nehmen eines der gelben Flughafen-Taxis
mit Fixpreis und lassen uns zum vorab gebuchten Hotel Sokos Presidentii
bringen. Beziehen kurz vor Mitternacht ein hübsches Zimmerchen.
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Do 24.8. Architektur in Helsinki
Machen uns mit einem kräftigen skandinavischen Frühstück fit für den heutigen Besichtigungstag. Bei strahlend blauem Himmel spazieren wir zum nahe gelegenen Parlament und zur Finlandia-Halle, um uns über die Besichtigungstermine zu erkundigen. Dann gehen wir weiter ins Zentrum, vorbei an Hauptpostamt und (Bus-)Bahnhof zum Ateneum - der finnischen nationalen Kunstsammlung. Sie zeigt eine breite Auswahl finnischer Künstler seit dem 18. Jahrhundert und neben dem Museumsshop stehen freundlicherweise zwei Internet-Terminals, an denen man gratis surfen kann (was wir auch kurz machen ;-)).
Auf dem Weg zurück zum Parlament, wo um 13:00 Uhr eine Führung stattfindet, schauen wir noch im reizenden Postmuseum mit alten Uniformen, Postkutschen, Technik und Briefmarken seit ca. 1900 vorbei. Im Parlamentsgebäude
können wir dann nach eingehender Sicherheitskontrolle den Plenarsaal und den großen Festsaal ansehen und bekommen eine Einführung in die finnische Politik. Nach einer knappen Stunde hasten wir weiter zur Finlandia-Halle, denn dort beginnt die einzige Führung des Tages um 14:00 Uhr. Das von Alvar Aalto geplante Konzert- und Kongreßzentrum ist in schlichtem Weiß (Carara-Marmor), Dunkelgrau (Granit) und Blau (Ledermöbel) gehalten und beeindruckt mit einem schönen großen Konzertsaal.
Marschieren Richtung Innenstadt und machen einen Abstecher zur Lutherischen Domkirche die bei Sonnenschein in weißer Pracht erstrahlt. Aber so prunkvoll das Äußere ist, so schlicht zeigt sich der Dom im Inneren.
Weniger schlicht ist die gleich daneben gelegene Universitätsbibliothek
mit einem schönen Kuppelsaal und in den Regalen auch deutsche Klassiker und Nobelpreisträger.
Nach so viel Architektur wenden wir uns der Haupteinkaufsstraße Esplanade zu, die mit vielen Cafes zum Verweilen einlädt. Und so laben auch wir uns an einem nicht ganz billigen Bier auf der Terrasse des Cafe Kappeli, auch wenn sich die Sonne jetzt hinter dichten Wolken versteckt. Da wir nun nicht mehr weit vom Hafen weg sind, gehen wir zu den Fährterminals und wollen für übermorgen Samstag Tickets für eine 10-Uhr-Fähre nach Tallinn erstehen. Aber samstags ist zu dieser Zeit recht viel los und der weite Weg ums Hafenbecken von Linie zu Linie ist leider umsonst - die schnellen Vormittagsfähren sind alle voll. Leicht verdrossen buchen wir auf der Mittagsfähre von Linda-Line
.
Etwas getröstet werden wir vom schönen Anblick der Uspenski-Kathedrale, die auf einem Hügel über dem Hafenbecken liegt und die größte russisch-orthodoxe Kirche Nordeuropas ist. Leider können wir das Innere nicht so recht genießen, denn in wenigen Minuten beginnt ein Gottesdienst, und viele Menschen bevölkern den Raum.
Für das Abendessen haben wir schon von daheim aus im Restaurant "Lappi"
einen Tisch reserviert. Erfreulicherweise liegt es nicht weit vom Hotel, so können wir nach einer Restaurierungspause zu Fuß hingehen und dort lappländische Spezialitäten vertilgen. Schlendern dann durch die vom zwischenzeitlichen Regen nassen Straßen heimwärts und fallen todmüde ins Bett.
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Fr 25.8. Freiluftaktivitäten
Der Tag beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein, den wir gleich nutzen um ein paar der gestrigen Ziele bei besserem Licht zu fotografieren. Bummeln durch die Einkaufsstraße Aleksanterinkatu und durch die von Bauten aus der letzen Jahrhundertwende gesäumte Esplanade zum Marktplatz. Dort steigen wir in die Tram und erstehen dort ein 24-Stunden Touristen-Ticket
der Verkehrsbetriebe, und gondeln dann zum Brunns-Park. Spazieren vor bis zum Wasser und genießen den Blick auf kleine Inselchen und das Meer. Vorbei am Sport- und Yachthafen gehen wir dem Ufer entlang zum Stadtteil Eira, der für seine Bauten mit Jugendstil-Elementen berühmt ist. Aber so richtig anfreunden können wir uns nicht mit der hierorts sehr schlichten Auslegung dieses Stils.
Sitzen schon bald wieder in der Tram und steigen im Zentrum auf den Bus 24 um. Dieser bringt uns an den westlichen Stadtrand und zu Fuß geht's über eine lange Holzbrücke auf die Insel Seurasaari. Dort liegt das ausgedehnte Freilichtmuseum mit einer interessanten Auswahl an alten, aus ganz Finnland stammenden Bauernhöfen und Häusern. Bemerken während des Besichtigens gar nicht, daß der Himmel finster wird und müssen uns vor einem heftigen Regenguß in das kleine Cafe retten. Zuckeln dann bald wieder mit dem Bus zurück ins Zentrum und eine Tram bringt uns zum Design-Museum. Die Ausstellung über finnisches Glas- und Möbeldesign ist übersichtlich, aber hübsch.
Zum Abschluß unseres Besichtigungsprogrammes nehmen wir noch einmal die Straßenbahn, diesmal zur Felsenkirche, in der gerade die Vorbereitungen für ein Konzert getroffen werden. Von außen ist von dieser in den Fels gesprengten Rundkirche außer dem Eingang so gut wie nichts zu erkennen, innen ergibt sich jedoch ein interessantes Raumgefühl. Im Anschluß daran befolgen wir den Rat diverser Reiseführer, die Stadt bei einer Runde mit der Tramlinie 3T zu entdecken. Kommen aber nicht weit, denn schon nach wenigen Stationen sehen wir an einer Kreuzung das Restaurant Carelia
, das wir für das heutige Abendessen ins Auge gefaßt haben. Steigen also bei Station Oper aus und wundern uns, daß jetzt, gegen halb sechs, das Lokal komplett voll ist. Fragen vorsichtig nach einem Tisch für heute Abend und bekommen das Zeitfenster zwischen Anfang und Ende der Opernaufführung angeboten. Nachdem wir für 19:30 reserviert haben, fahren wir zurück ins Hotel, lagern kurz die Füße hoch und machen uns restauranttauglich.
Sind dann wieder pünktlich im Restaurant und dort fast die einzigen Gäste! Als Abschluß des gelungenen Tages nehmen wir "the long way home", sprich wir vollenden die Tramrunde, aber da es jetzt natürlich schon dunkel ist, sehen wir nicht ganz so viel von Helsinki wie erhofft. Sind um 11:00 wieder im Hotel.
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Sa 26.8. Fährüberfahrt nach Tallinn
Haben heute keinen Streß, denn unsere Fähre nach Tallinn
fährt erst um 12:00 Uhr. Nutzen mit der Fahrt zum Hafen unser 24-Stunden-Tramticket bis zur letzen Minute aus. In der roten Backstein-Markthalle knapp vor dem Linda-Line-Terminal erstehen wir noch ein Glas Moltebeeren-Marmelade (nationale Brombeervariante in Orange - auch auf dem finnischen Zwei-Euro-Stück verewigt), dann checken wir bei der Fähre ein und warten bei strahlend blauem Himmel und einem schönen Blick auf den weißen Dom und die rot-goldene Uspenski-Kathedrale. Besteigen pünktlich das Tragflügelboot und rauschen dann ruhig über den finnischen Meerbusen südwärts.
Kommen um 13:40 in einem dunstverhangenen Tallinn an, erledigen die Einreiseformalitäten im bunkerähnlichen Ankunftsterminal und nehmen ein Taxi zum vorab gebuchten City Hotel Portus
.
Ist nichts Besonderes, aber es liegt am Hafen und nicht weit von der Altstadt. Dorthin machen wir uns gleich auf den Weg, denn der Dunst verzieht sich und wir wollen das mittelalterliche Flair dieser Stadt genießen.
Gehen einfach drauflos, immer auf die hohen Türme zu, aber die dicke Stadtmauer bietet gar nicht so viele Durchgänge. Erst bei der "Dicken Margarethe", einem der alten Stadttürme, kommen wir in das historische Zentrum. Bummeln über die Pikk, vorbei an den "Drei Schwestern", der Olaikirche mit dem hohen Turm und dem Schwarzhäupterhaus zur Heiliggeistkirche mit gotischen und barocken Kunstschätzen.
Durch eine schmale Gasse gelangen wir zum weiten Rathausplatz, der umgeben ist von Restaurants und Cafes mit barocken Fassaden, die im Sonnenlicht strahlen. Setzen uns auf eine der zahlreichen Terrassen und laben uns mit einem estnischen Bier.
Auf unserem Weg durch die malerische Unter- und Oberstadt kommen wir bei der großen Nikolai-Kirche vorbei und bei der schmucken russisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale, dem Dom mit der schönen Kanzel und bei sonstigen hübschen Gebäuden.
Von einem Aussichtspunkt aus genießen wir den Blick über die roten Dächer der Altstadt, die Türme der Kirchen und die Kräne, die beim gegenwärtigen Bauboom in der Stadt unvermeidlich sind. Da nach 17:00 Uhr nur mehr die Souvenirshops offen haben, gehen wir zu einem zeitigen Abendessen und schlendern anschließend gemütlich Richtung Hotel.
Auf dem Weg dorthin kommen wir am Hafen an einem Supermarkt vorbei, wo wir uns mit einer "Notration" (=Kekse, Wasser, Chips) eindecken. Amüsiert beobachten wir dabei finnische Touristen, die die EU-Erweiterung für sich voll nützen und einkaufswagenweise Bier und harte Spirituosen erstehen, die hier circa 40% günstiger als in Finnland sind. Genehmigen uns bei englischsprachigen Nachrichten dann auch noch einen Schlummertrunk im Hotel.
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So 27.8. Besichtigungen mit Hindernissen
Spazieren gegen 10:00 Uhr durch den Morgendunst wieder zur Altstadt, wollen noch mehr von diesem hübschen Flecken sehen. Schlendern der Stadtmauer mit den vielen Türmen und Wehrgängen entlang und kommen so zur St. Michaelskirche, einem ehemaligen Kloster, das jetzt orthodox ist. Dort findet gerade ein Gottesdienst statt, weshalb wir das Innere nicht besichtigen wollen. Das haben wir allerdings in der Nikolai-Kirche, dem jetzigen Museum sakraler Kunst, vor. Und der Besuch lohnt sich, sowohl der Kirchenraum als auch die Exponate sind sehr sehenswert. Wollen im Anschluß an diesen Genuß die Stadt von oben besichtigen und gehen darum zum Rathaus, aber leider ist es entgegen den Angaben in unseren Führern sonntags geschlossen - aber macht nichts, wir kommen ja am Ende unserer Reise an einem Wochentag noch mal hier vorbei. Trösten uns auf der Terrasse des mittelalterlichen Restaurants "Olde Hansa" mit einem kräutergewürzten Starkbier darüber hinweg und beschließen dann,
mit der Straßenbahn Nr. 3 nach Kadriorg, zum Schloß Katharinental zu fahren. Von der Haltestelle durchwandern wir einen weiten Park, nur um vor den Türen des barocken Prunkbaus abgewiesen zu werden - heute ist ein Staatsempfang und keine Besichtigung möglich. Grummel, aber selber Gedanke wie beim Rathaus. Spazieren noch etwas durch den Park und machen uns dann mit der Tram auf den Weg zurück ins Zentrum. Der Himmel wird immer dunkler, aber so spät ist es noch nicht, daß wir ins Hotel zurück möchten. Schauen lieber im kleinen, übersichtlichen historischen Museum und anschließend im Stadtmuseum vorbei, dort wird einem die Geschichte der Stadt und der Republik schön näher gebracht. Beim Verlassen um 17:30 merken wir, daß es schon wieder geregnet hat, und auf unserem weitern Weg werden wir auch prompt naß. Retten uns in das Restaurant "Klostri ait"
und vertilgen dort ein rustikales Abendessen. Der Rückweg ins Hotel verläuft trocken und am Zimmer beraten wir die erste Etappe unserer Autotour.
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Mo 28.8. Mit dem Mietwagen in den Lahemaa Nationalpark
Haben unser Hotel unter anderem wegen der Nähe zum Fährterminal ausgesucht, damit wir ganz einfach am Hafen (Terminal D) den Mietwagen von Avis
abholen und wieder zurückgeben können. Allerdings erweist sich die Idee als nicht ganz ausgereift, denn am Hafen gibt es keine Mietwagen-Station (von keinem Anbieter), sondern wir müssen auf die Zustellung des Wagens vom Flughafen her warten. Überbrücken die Wartezeit mit dem Kauf der Tickets für die Retour-Fähre am 13.9. und ein bißchen "internetten". Mit einer halben Stunde Verspätung können wir dann endlich einen dunkelblauen Opel Astra übernehmen.
Zuerst wollen wir noch in Pirita die Außenstelle des Stadtmuseums besuchen, finden zuerst nicht gleich hin (gibt keine Hinweisschilder) und dann ist das Schlößchen auch noch zu - selber schuld - hier hatte der Führer mal Recht, denn heute ist Montag! Mit einiger Mühe kommen wir aus der Stadt heraus, aber auf der N1 geht's dann zügig voran.
Bei Viita verlassen wir diese "Schnellstraße", um in den Lahemaa-Nationalpark
mit dem vielgelobten Gutshof Palmse und der schönen Landschaft abzuzweigen. Im Besucherzentrum des Parks bekommen wir eine ganz brauchbare Karte des Gebiets, und im Gutshotel
finden wir auch eine Bleibe für diese Nacht. Beziehen ein einfaches Mansardenzimmerchen, dann besuchen wir die hübsch reaktivierten Räume im Gutshof. Beim Spaziergang durch den weitläufigen Garten beginnt es zu regnen, aber wir lassen uns nicht davon abhalten und beginnen unsere Rundfahrt durch den Nationalpark.
Eines der ersten Ziele ist bei Kasipea ein großer Findling, der allerdings im Regengrau etwas verblaßt. Auch die Weiterfahrt nordwärts auf der Halbinsel Pärispea bringt nur trübe Aussichten. Aber in Viiniste gibt's dann ein sehr weitläufiges Kunstmuseum, das in mehreren, teilweise noch nicht ganz umgebauten Hallen Gemälde und Skulpturen estnischer Künstler der letzen hundert Jahre zeigt und uns über eine Stunde beschäftigt.
Finden dabei zu unserer Überraschung sogar Bilder einer Namensverwandten (Malle Leis, geboren 1940) und belohnen uns anschließend für die lange Latscherei mit einem Bier im gegenüberliegenden Restaurant.
Der Blick aufs Meer im Regen versetzt uns in leicht melancholische Stimmung, die durch das deutlich hörbare Plätschern des Regens nicht gerade verringert wird. Auch noch so intensives Hoffen nützt nichts: das Wetter wird nicht besser und so fahren wir wieder zurück ins Hotel. Vertrödeln die Zeit mit Fernsehen und essen der Einfachheit halber im Hotelrestaurant zu abend. Der Regen begleitet uns noch in den Schlaf.
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Di 29.8. Viele schöne Motive auf dem Weg nach Tartu
Dieser Tag empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein, und ab 10:00 Uhr befahren wir die Route, die eigentlich für gestern geplant war. Nordwärts geht's nach Käsmu zum Schiffahrtsmuseum mit schönen Findlingen am Strand.
Weiter geht die Fahrt, durch dichten Nadelwald, um die Bucht von Käsmu herum und nach etlichen Fotostops kommen wir nach Altja, einem Dorf mit vielen noch bewohnten traditionellen Häusern.
Spazieren über einen eigentümlich federnden Boden bis vor zum Meer, aber wegen der vielen Bäume sehen wir die geduckten Häuschen mit dem Schilfdach und den kleinen Fensterchen am Weg fast nicht.
Auf dem Weg nach Sagadi folgen wir den Hinweisschildern zu einigen Biberbauten, aber außer einem hübschen Waldspaziergang haben wir nicht viel davon.
Dafür ist der Gutshof Sagadi hübsch hergerichtet und auch das neue Forstmuseum ist sehenswert.
Wollen den Reiz der Küstenlandschaft noch so lange wie möglich genießen und folgen bald wieder der Küstenstraße, die allerdings wenige Ausblicke gewährt: dichter Baumbestand auf beiden Seiten der Fahrbahn verhindern einen Blick auf das Meer und als wir endlich einen malerischen Fleck finden, verjagen uns zwei große Hunde - sind versehentlich auf Privatbesitz geraten! Düsen also durch finsteren Tann weiter, damit wir die Ordensburg Toolse, oder was davon noch übrig ist, am Ufer der Ostsee erreichen. Die Lage ist beeindruckend, die Ruine allerdings derzeit eine Baustelle. Haben jetzt doch genug Natur und Küste gesehen, sind wegen des gestrigen Regens etwas hinter dem Zeitplan und die weitere Strecke ist noch lang, so daß wir beschließen, ohne große Umwege gleich nach Rakvere und weiter nach Tartu zu fahren. Füttern in Rakvere unser Auto und uns,
und so gestärkt besichtigen wir noch den Burghügel (die Ruine selber verkneifen wir uns) und das Auerochsen-Denkmal am Ortseingang. Dann geht die Fahrt schnurgerade nach Tartu
, wo wir zwar bald die Straße unseres Quartiers finden, aber das Einbahnsystem und die viele Ampeln machen uns das Leben schwer. Endlich können wir unser Auto hinter der altehrwürdigen "Villa Era"
abstellen und beziehen ein Zimmer, für das wir anderswo Eintritt zahlen müßten.
Bummeln bald in die Innenstadt, denn um den Rathausplatz sollen viele Restaurants und Lokale sein. Aber wie es scheint sind wir zu heikel, es sagt uns nichts so recht zu, außerdem wird auf dem Platz gerade eine Freiluft-Kino-Vorführung vorbereitet und das schreckt uns zusätzlich ab. Stiefeln, den Angaben in unseren Führern folgend, stadtauswärts, und kommen dabei in eine Gegend, die von alten Holzhäusern geprägt ist und in der wir kein Restaurant mehr vermuten. Landen beim Restaurant "Alexandri"
, das zwar auch nicht wirklich unseren Vorstellungen entspricht, aber wir werden satt und können dann zu Fuß den Heimweg antreten.
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Mi 30.8. Aus der estnischen Universitätsstadt in die lettische Provinz
Räumen das Zimmer, lassen das Auto aber am Parkplatz stehen. Spazieren noch einmal in die Innenstadt, da gibt es noch viel zu sehen. Am Rathausplatz ist die Leinwand verschwunden, aber der Brunnen "Liebende unterm Regenschirm" ist von einem Bauzaun umgeben. Dafür stiftet das schiefe Haus schön Verwirrung in unserem Kopf. Nach einer Runde um den Platz besteigen wir den Domhügel mit der Ruine der alten Kirche und dem Observatorium. Wieder unten gehen wir zur Johanneskirche, einem wunderschönen Beispiel norddeutscher Backsteingotik. Nach den Schäden diverser Kriege und der Verwahrlosung in kommunistischer Zeit ist sie schön hergerichtet und die Terracotta-Figuren über dem Portal suchen ihresgleichen.
Um 11:00 öffnet ganz in der Nähe das Puppen- und Spielzeugmuseum, wo wir uns eine Stunde lang dem Charme der Exponate aus längst vergangenen Tagen hingeben. Nach einem Abstecher in ein Internetcafé (brauchen in Riga noch ein Hotel) holen wir unser Auto und verlassen die Universitätsstadt.
Bevor wir die 45 km lange Baustelle der N3 ganz befahren, zweigen wir nach Sangaste ab.
Dort steht ein Gutshof, der im Stile eines Tudor-Schlosses errichtet ist. Der rote Backsteinbau sieht von außen ja ganz witzig aus, aber die EEK 35,-- pro Person für die Innenbesichtigung kommen uns doch etwas heftig vor, zumal so gut wie keine Inneneinrichtung vorhanden ist. Da sich am Himmel schon wieder Regenwolken zusammenziehen treten wir rasch die Weiterfahrt an und bei Valga überqueren wir die estnisch-lettische Grenze. (Der Grenzbeamte interessiert sich mehr für die Fahrzeugpapiere als für uns, aber er macht alles seeeehr gewissenhaft, bevor er den Schlagbaum hebt - allerdings hat bei der fast zehnminütigen Prozedur auch niemand warten müssen: wir waren die einzigen Grenzgänger...)
Auf lettischem Gebiet sind die Straßen etwas ausführlicher beschildert, aber sonst um keinen Deut besser; soll heißen, mit Schlaglöchern ist auch auf Schnellstraßen zu rechnen, Fußgänger, Bushaltestellen, auf der falschen Seite entgegenkommende Fahrräder und parkende Fahrzeuge sind keine Seltenheit. Düsen die letzten Kilometer bis zu unserem heutigen Etappenziel Cesis
. Finden kurz vor dem Schließen um 16:30 die Touristeninfo und bekommen dort einen kleinen kopierten Stadtplan. So bewaffnet suchen wir das Hotel "Katrina"
, das uns als einzige Gäste in dieser Nacht beherbergen wird. Spazieren in die Altstadt, um uns ein Bild der Lage zu machen und landen für eine Erfrischung, die bei den derzeitigen Temperaturen und dem heftigen Wind gar nicht nötig wäre, auf der Terrasse des Hotels "Cesis". Nachdem unsere Suche nach einem netten Lokal von der Nachsaison sabotiert wird, setzen wir uns letztendlich fürs wirklich gute Abendessen auch ins zugehörige Hotelrestaurant
. Stiefeln dann zufrieden und gesättigt durch regennasse Straßen zu unserem Hotel.
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Do 31.8. Burgen von Cesis und Sigulda, feuchter Empfang in Riga
Heftiger Regen in der Nacht, aber ganz passables Wetter am Morgen - so beginnt unser Tag in Cesis. Um 10:00 Uhr öffnen die Sehenswürdigkeiten, und wir sind pünktlich beim alten Schloß zur Stelle. Zu unserer Überraschung bekommen wir von einem mittelalterlich gekleideten jungen Mann eine kleine Laterne mit Kerze und gelbe Schutzhelme überreicht. So ausgestattet dürfen wir die Ruine besichtigen und den hohen Turm auch besteigen (viel elektrische Energie haben die Verantwortlichen nicht in die Anlage investiert und das Kerzlein erhellt die Sache auch nicht wirklich, aber als erfahrene Reisende haben wir grundsätzlich Taschenlampen dabei :-)) Die Treppenaufgänge sind eng und steil, der Blick über die Gegend aber ganz hübsch und so erlebt man die altertümliche Architektur hautnah.
Nach diesem Ausflug in das finstere Mittelalter ist das neue Schloß vis-a-vis ein wahrer Lichtblick. Die Ausstellung ist wie üblich ausgedehnter als erwartet und beinhaltet viel Geschichte, natürlich auch deutsche, und eine weitere Turmbesteigung.
Nach einem letzten Rundgang durch die Altstadt holen wir zu Mittag unser Auto vom Hotelparkplatz und fahren weiter nach Sigulda
.
Dieser kleine Ort liegt im Herzen das Daugava-Nationalparks und ist besonders wegen seiner beiden Schwertritterburgen berühmt. Während die eine wieder nur mehr eine Ruine ist, erhebt sich auf der anderen Talseite die Burg von Turaida. Aber bevor wir diese im dichten Wald finden, besuchen wir noch die "Gutmann-Höhle" - keine Höhle im eigentlichen Sinn, sondern nur ein Felsüberhang in der Steilwand - muß man nicht unbedingt gesehen haben...
Die Burganlage von Turaida selbst liegt in einem weiten Park mit Skulpturen, alten Gebäuden und einer sagenumwobenen alten Linde am "Grab der Rose von Turaida". Alles in allem eine sehr rekonstruierte Angelegenheit, aber nicht ohne Reiz. Und auch hier sind diverse Ausstellungen in zwei Türmen und Nebengebäuden untergebracht. Leider beginnt es kurz vor 16:00 Uhr zu tröpfeln, so daß wir hastig die Weiterfahrt antreten.
Die Strecke bis zur lettischen Hauptstadt Riga ist gut ausgebaut, aber trotz autobahn-ähnlichem Charakter ist nur Tempo 90 erlaubt (wird per Radar überwacht) und mit beschrankten Bahnübergängen, Bushaltestellen und Fußgängerampeln ist jederzeit zu rechnen. Erreichen problemlos die Stadtgrenze von Riga
, nur um dann die längste Zeit in die Stadt hineinzustauen. Glücklicherweise ist unser Auto mit einem ausgezeichneten Straßenatlas ausgestattet und so finden wir trotz Einbahnen recht problemlos das Hotel "Avitar"
.
Stellen das Auto auf den Parkplatz hinterm Haus und rasten uns kurz im Cafè im Erdgeschoß aus.
Sehen, daß direkt vor dem Hotel eine Bushaltestelle ist und beschließen für ein Abendessen ins Zentrum zu fahren. Bis es soweit ist, beginnt es leider heftig zu schütten und die Kanalisation ist mit den Wassermassen restlos überfordert. Der Verkehr steht fast still und für knapp 2 km braucht der Bus 40 Minuten! Das letzte Stück gehen wir zu Fuß und erreichen total durchgeweicht am Schloßplatz das Restaurant "Krogs Vecmeita ar Korki"
. Essen gut und machen uns dann aufgewärmt bei noch immer miserablem Wetter auf den Weg zur Bushaltestelle, um die Heimfahrt anzutreten. Im Zimmer hängen wir die tropfnassen Klamotten in die Dusche und stopfen unsere Schuhe mit einer alten Ausgabe der englischsprachigen Touristenzeitung aus.
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Fr 1.9. Die Schätze der lettischen Hauptstadt
Erstaunlicherweise zeigen sich heute blaue Flecken am Himmel, so starten wir rasch zur Stadtbesichtigung, die wir mit einem Bummel durch die Altstadt beginnen. Um 10:00 Uhr betreten wir das wunderschön rekonstruierte Schwarzhäupterhaus, das wir vom Keller (Ausstellung über die wechselhafte Geschichte des Hauses) über den prächtigen Ballsaal im 1. Stock bis zu einer Fotoausstellung unterm Dach besichtigen.
Unser weiterer Weg führt uns dann zu den Häusern der großen und kleinen Gilde, vorbei am Pulverturm zur Jakobikirche und zum Ensemble "Drei Brüder". Der Dom erhebt sich malerisch im mittäglichen Sonnenlicht, und auch die Innenbesichtigung bietet Schönes für das Auge (wenn man von der eingerüsteten Orgel absieht).
Stärken uns mit einem ausgezeichneten Fischmenü im "Skonto Zivju"
dem besten Fisch-Restaurant Rigas (mittags günstiges dreigängiges Menü um ca. 15 Euro), dann machen wir einen großen Sprung durch die Architekturgeschichte und verlassen die Altstadtgassen Richtung Jugendstil-Viertel in der Neustadt.
Ein paar der schönen Häuser sind gerade zur Renovierung eingerüstet, aber viele überbordend dekorierte Gebäude strahlen mit dem blauen Himmel um die Wette.
Besondere Gustostückerln stehen in der Elisabetes iela und in der Albert iela, wo sich auch ein kleines Künstlermuseum befindet und man daher ein solches Haus auch von innen anschauen kann. Ein bißchen mehr vom Jugendstilviertel sieht man in unserem kleinen Video: Jugendstil in Riga )
Die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt haben wir jetzt gesehen, jetzt fehlt nur mehr der Blick von oben. Dafür spazieren wir noch mal in die Altstadt und fahren mit dem Lift auf den Turm der Petrikirche. Uns liegt die ganze Stadt zu Füßen, man sieht über die Altstadt mit den spitzen Giebeln, über den Fluß und zu den häßlichen Bauten der Sowjet-Ära am Stadtrand. Wieder zu ebener Erde bummeln wir noch ein bißchen durch die Gassen und vertilgen eine Pizza, bevor wir zum Hotel zurückfahren und unsere Pflicht als Kartenschreiber erfüllen.
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Sa 2.9. Alte Häuser und alte Autos
Ein dunkelgrauer Himmel erwartet uns und so haben wir überhaupt keine Lust, etwas zu unternehmen. Fahren aber trotzdem mit dem Auto an den östlichen Stadtrand, dort befindet sich am Ufer des Juglas-Sees das Ethnographische Freilichtmuseum.
Seit den 1930er-Jahren wurden hier über 100 historische Gebäude aus ganz Lettland zusammengetragen und nach Region und Verwendung gruppiert. Auf den Besucher warten neben diversen Bauernhäusern mit bunten Gärtchen, ein ganzes Fischerdorf, alte Windmühlen, diverse Werkstätten und eine alte Holzkirche, die noch immer bei Brautpaaren beliebt ist.
So können wir auch zusehen, wie ein Trauring geschmiedet wird und frierende Hochzeitsgäste einem Brautpaar zuprosten.
Es ist recht frisch, bleibt aber trocken, so daß wir das ganze weitläufige Gelände auswandern. Stärken uns nach diesem Marathon im alten Dorfgasthaus, wo auch eine Gruppe Amerikaner mit Schlachtpartie und Volksmusik abgefüttert wird.
Flüchten vor so viel "echter" Folklore und suchen statt dessen das Automobilmuseum.
Ist gar nicht so einfach, denn es ist nicht ausgeschildert und abbiegen bzw. wenden ist auf der vielbefahrenen Straße wegen der massiven Straßenteiler unmöglich. Landen aber trotzdem irgendwie bei diesem neuen Gebäude und sind beeindruckt welche Luxus-Oldtimer hier schon vor 30 Jahren gesammelt und restauriert wurden. Bestaunen über eine Stunde die teilweise einzigartigen Exponate und stauen dann zurück in die Stadt.
Heute Abend wollen wir russisch essen, wofür uns ein Lokal in der Elisabetes iela empfohlen wurde.
Aber leider werden wir nicht glücklich damit: zum einen, weil schwedische Fußballfans sich lautstark auf ein Länderspiel einstimmen; zum anderen, weil wir zweimal ein nicht bestelltes Gericht vorgesetzt bekommen. Um uns nach diesem Ärger etwas abzukühlen, spazieren wir noch ein letztes Mal in die Altstadt, um sie bei Nacht zu erleben. Sind durch den schönen Anblick des beleuchteten Schwarzhäupterhauses und der diversen Kirchen doch versöhnt mit dem Tag und fahren gegen 10:00 mit dem Bus wieder zum Hotel.
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So 3.9. Der Weg ist weit nach Kleipeda
Nach Regen in der Nacht scheint bei unserer Abreise wieder die Sonne. Das nützen wir, um noch einmal bei den Jugendstilhäusern in der Elisabetes iela vorbeizuschauen und uns an der verspielten Architektur zu erfreuen.
Um 10:30 verlassen wir dann endgültig die lettische Hauptstadt und fahren westwärts in die Region Kurland
, bis Sabile. Dort reizt uns der nördlichste Weinberg der Welt, der gut versteckt hinter einem Zaun jeden Sonnenstrahl zur Reife seiner Trauben nutzt. Vorbei an Obstgärten, Feldern und Wäldern kommen wir zu unserem nächsten Ziel: Kuldiga.
Bevor wir das hübsche Städtchen mit den vielen alten Holzhäusern besichtigen, spazieren wir noch zum Fluß Venta, der von einer malerischen Backsteinbrücke überspannt wird und vor dessen breiten Stromschnellen einige junge Leute baden (uns wäre es zu kühl!). Im Ort halten wir Mittagsrast, müssen dann aber wegen einsetzenden Regens bald aufbrechen.
Auf der Weiterfahrt werden wir die Regenwolken leider nicht mehr los, so daß sowohl die Besichtigung von Edole, wie auch ein Besuch der Küste bei Jurkalne buchstäblich ins Wasser fallen.
Folgen der Küstenlinie südwärts, bis wir Liepaja erreichen. Dort hat der Himmel ein Einsehen mit uns und hält eine halbe Stunde dicht, die wir für eine schnelle Stadtbesichtigung nutzen. Das Angebot ist aber spärlich, die Kirchen sind wegen Renovierung geschlossen und die Uferpromenade ist eine einzige Riesenbaustelle. Frustriert wollen wir die Stadt verlassen, aber wir brauchen wegen zahlreicher Umleitungen fast eine halbe Stunde bis wir endlich aus der Stadt draußen sind.
Durch teils heftigen Regen kämpfen wir uns bis zur lettisch-litauischen Grenze. Die Straßenverhältnisse bessern sich danach, das Wetter leider nicht. Unser Etappenziel ist Klaipeda
, da bekommen wir nach längerem Suchen im Hotel "Astra"
eine kleine Suite und können unseren Opel Astra auf einem bewachten Parkplatz nebenan abstellen.
Nachdem wir heute doch fast 400 km auf Landstraßen zurückgelegt haben, sind wir rechtschaffen müde und gehen nur über die Straße ins Restaurant "Memelis"
, um große Steaks und Rieseneisbecher zu vertilgen. Verziehen uns bald danach in die Federn.
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Mo 4.9. Auf der kurischen Nehrung
Der Blick aus dem Fenster ist nicht berauschend: zwar sieht man auf die malerischen Boote im Hafen, aber der Himmel darüber ist grau und die Wimpel flattern im heftigen Wind. Hoffen das Beste für unsere Fahrt auf die Kurische Nehrung
und holen unser Auto vom Parkplatz. Die Beschilderung läßt zu wünschen übrig, aber wir finden doch das neue Autofährterminal und kommen zügig zur Kassa und aufs Schiff. Nach 10 Minuten Überfahrt legen wir schon auf der Kurischen Nehrung an und folgen dem Konvoi zum Kontrollpunkt zwischen Smyltine und Juodkrante. Entrichten unseren Touristen-Obolus und fahren südwärts. Da das Verlassen der Straßen nur auf ausgeschilderten Wanderwegen erlaubt ist, fahren wir durch bis zum ersten Ort. Die Sonne blinzelt heraus und so empfinden wir die vielen dunkelbraunen Holzhäuser mit den weiß eingefaßten Fenstern und den blauen Giebeln ganz malerisch.
Da wir dem Wetter nicht trauen, fahren wir jetzt durch bis zum südlichsten Ort auf litauischer Seite und besuchen das malerische Nida. In der Touristeninfo gibt es zwar nur einen groben Plan, aber besser als Nichts. Spazieren durch malerische Gäßchen, vorbei an kleinen Häuschen mit putzigen Gärtchen und häßlichen Sat-Schüsseln bis zum Meer und dem kleinen Museum mit den vielen Kurenwimpeln.
Werfen aus der Ferne einen ersten Blick auf die große Düne, dann holen wir unser Auto und fahren um den Ort herum, bis wir eine unbeschilderte Auffahrt zur Düne finden. Wandern ganz brav den ausgesteckten Wegen entlang, aber der heftige Wind vermiest das Erleben, auch wenn er der Sonne mehr Platz am Himmel verschafft. Nach einem kleinen Abstecher zum Bernsteinmuseum wenden wir uns vom sicheren Haff zur rauheren Ostsee und gehen zum Badestrand von Nida. Der Wind ist mittlerweile so heftig, daß man fast nicht stehen kann, der aufgewirbelte feine Sand sticht wie eine Armada von Nadeln im Gesicht. Nach dieser Luftdusche arbeiten wir uns langsam wieder nordwärts und besuchen auf dem Weg zurück zur Fähre noch einige Aussichtspunkte. In Juodkrante gehen wir noch ein paar Stationen auf dem Märchenpfad (die Holzskulpturen erzählen von Sagen, die wir leider nicht kennen), dann geht's zügig zur Fähre. Diesmal müssen wir nichts bezahlen und können nach dem Verlassen des Schiffes gleich loslegen.
Fahren der Küste entlang nordwärts, denn in Palanga
wollen wir uns das Schloß mit dem Bernsteinmuseum anschauen. Der Park ist bald gefunden, der Eingang nicht mehr so leicht, und bis wir beim Schloß sind, beginnt es doch tatsächlich zu regnen! Zu allem Überfluß ist das Museum, entgegen der Angaben in unseren Büchern auch noch zu. Versuchen unser Glück in der Fußgängerzone, die ganz malerisch hergerichtet ist. Vor einem heftigen Regenguß retten wir uns in das Restaurant Zuvine
, dort lassen wir uns mit einem traumhaften Blick durch Panoramafenster und einem Fischmenü verwöhnen. Zum Dessert gönnen wir uns einen Spaziergang vor zum Meer und über die alte Landungsbrücke. Der Wind ist heftig, das Wasser unter uns tobt: ein echtes Erlebnis. Bleiben bis zur Dämmerung, dann fahren wir wieder zurück nach Klaipeda und unterwegs sehen wir die Sonne ganz kitschig rot untergehen.
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Di 5.9. Kaunas
Verabschieden uns von Klaipeda mit einem Besuch beim "Ännchen von Tharau" (ein vom memelländischen Dichter Simon Dach in Versen verehrtes Mädchen), dann nehmen wir die malerische Strecke nach Kaunas. Diese führt an der Ostseite des Kurischen Haffs nach Süden und dann dem Memel, also dem Grenzfluß zum Kaliningrader Gebiet entlang. Trotz Sonnenscheins steigen die Temperaturen unterwegs nicht über 17°C und auch Regenschauer bekommen wir unterwegs immer wieder ab. Die Landschaft ist sehr flach, weite Felder und nur leichte Bewaldung prägen das Bild, die Straße führt immer wieder durch Alleen aus alten Eichen, Ahorn oder Birken.
Verlassen kurz die asphaltierte Straße und nähern uns auf Schlammpisten dem "Rambynas-Nationalpark" und damit der russischen Grenze - der Blick über den Grenzfluß Nemunas zeigt weite Felder, aber sonst keinen großen Unterschied zu Litauen.
Da diese Gegend früher von vielen Burgen beschützt wurde, versuchen wir ein paar davon (bzw. ihre Ruinen) zu besichtigen. Allerdings stehen wir sowohl beim Panemunes-Pilis als auch in Randone vor verschlossenen Pforten, auch in Velinona ist unser Abstecher nicht von Erfolg gekrönt.
Fahren daher zügig bis Kaunas
und folgen frohgemut den Quartierempfehlungen unserer Bücher. Nur sind leider alle Hotels voll. Am Rathausplatz erfahren wir von der Touristeninfo, daß alle Zimmer in der Stadt von schottischen Fußballfans, die das EM-Qualifikationsspiel Schottland gegen Litauen besuchen wollen, belegt sind und das letzte freie Hotelzimmer der Stadt gerade vor 15 Minuten vermittelt wurde. Man bemüht sich allerdings weiter und so bekommen wir ganz in der Nähe ein privates Appartement
. Bis wir das Quartier beziehen können, schauen wir uns noch etwas in der Altstadt um und gegen 16:00 Uhr bekommen wir eine sehr geräumige 2-Zimmer-Wohnung, neu und modern hergerichtet, mit Kochnische und gemütlicher Sitzgruppe in einem normalen Wohnhaus, noch dazu spottbillig.
Auch ein abgesperrter Parkplatz im Innenhof ist dabei - sind höchst zufrieden.
Nutzen die verbleibende Zeit, um noch das "Teufelsmuseum" in der Neustadt zu besichtigen. Finden die Gegend zwar rasch, aber die Parkplatzsituation ist bescheiden, eine Polizei-Fixier-Kralle wollen wir uns nicht einhandeln (geht hier ganz schnell!) und so sind wir ausgesprochen froh über einen halbwegs legalen Gehsteigparkplatz in annehmbarer Nähe zum Museum. Die Ausstellung mit Teufelsdarstellungen ist recht unterhaltsam, wir finden sogar heimatliche Krampus-Masken ;-)
Nach dieser Besichtigung stellen wir unser Auto endgültig im Innenhof unserer Herberge ab und suchen ein Internetcafé und ein Abendessen. Finden beides ganz in der Nähe und nachdem wir für morgen ein Hotel in Vilnius reserviert haben, vertilgen wir im Restaurant Medziotoju Uzeiga
ein feines Wildmenü.
Auf dem Heimweg erstehen wir noch ein paar Sachen für das Frühstück und außerdem eine Flasche eisgekühlten Wodka - wir wollen schließlich ja auch die hiesigen Bräuche pflegen! :-)
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Mi 6.9. Malerisches Trakai und enges Vilnius
Nach einem schnellen Frühstück in einer Konditorei erkunden wir noch mal die Altstadt und sehen neben schottenberockten, stark alkoholhaltigen Fußballfans auch noch das malerische Rathaus neben der Franziskanerkirche. Die neben den Resten der Befestigungsanlage am Zusammenfluß von Neris und Nemunas situierte backsteingotische Georgskirche ist leider mehr als desolat. Ein Fahrt mit der kleinen Standseilbahn am anderen Nemunas-Ufer auf den Aleksoto-Hügel gehört natürlich auch zum Besichtigungsprogramm, zumal der Blick auf die Stadt wirklich ganz hübsch ist.
Ohne ein einziges hilfreiches Hinweisschild finden wir den schnurgeraden Weg zur Autobahn, der wir bis Vievis folgen, um dann Richtung Trakai
abzubiegen. Dank unserer guten Straßenkarte hindert uns auch eine Baustelle an der nördlichen Ortseinfahrt nicht, das Wasserschloß auf einer Insel zu finden. Hier funktionieren die Parkautomaten auch ganz normal mit Münzen (nicht wie in Kaunas, wo's nur Vorverkaufstickets gibt) und wir bezahlen für eineinhalb Stunden.
Gehen dann ein kurzes Stück dem Seeufer entlang, vorbei an einigen Souvenirständen und stapfen gegen den Wind über die Brücke zum Schloß. Zahlen brav den Eintritt und dürfen dann in diesem klinisch gut rekonstruierten Areal herumstöbern. Besuchen dabei die diversesten Ausstellungen im Turm und in den Nebengebäuden; zusätzlich besichtigen wir eine Sonderausstellung über mittelalterliche Folterinstrumente. Sind exakt zum Ablauf der Parkzeit wieder beim Auto, dann fahren wir dem Ufer entlang, bis wir ein kleines Lokal für eine Mittagsrast finden. Nach Kibinis (fleischgefüllte Teigtaschen) und einem Bier fahren wir die letzten Kilometer zügig bis Vilnius
.
Dort haben wir im Gewirr aus Einbahnen und Umleitungen Schwierigkeiten unser Hotel zu finden, aber mit etwas Hilfe aus der kleinen Touristeninfo gelingt es doch. Das Hotel wird gerade renoviert, aber unser Zimmer ist okay und der Blick aus dem Fenster rechtfertigt den Namen "Panorama"
. Gehen bald zu Fuß in die Altstadt und finden trotz Großbaustelle am Rathausplatz und in der angeschlossenen Einkaufsstraße leicht das Bernsteinmuseum und auch die - leider eingerüstete - Kathedrale. Nach einem abschließenden Bummel durch die Gassen vertilgen wir ein deftiges Abendessen
und spazieren durch den kühlen Abend heimwärts.
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Do 7.9. So haben wir uns Vilnius nicht vorgestellt
Müssen heute ein Schlechtwetterprogramm improvisieren, denn draußen schüttet es. Das nahegelegene Zentrum für zeitgenössische Kunst klingt interessant, also schnappen wir Regenschirm und Windjacke und stiefeln drauflos. Zuerst machen wir noch einen Abstecher zum Tor der Morgenröte, wo ein Marienbild in einem kleinen Kapellenzimmer von Pilgern verehrt wird. Das CAC, unser eigentliches Ziel, ist aber wegen der Arbeiten für eine neue Ausstellung, die in drei Tagen eröffnet wird, geschlossen. Enttäuscht verziehen wir uns in ein Internetcafé und suchen Quartiere für die nächsten Nächte.
Endlich hört der Regen auf und wir spazieren zur Universität, deren Innenhöfe und speziell die Kirche sehenswert sind. Der Besuch im Gotischen Winkel mit der filigranen Annenkirche und der sehr renovierungsbedürftigen Bernhardskirche macht ohne Regenschirm auch mehr Spaß. Erklimmen danach den Burghügel, finden den Ausblick über die Stadt wegen des trüben Wetters aber nicht so richtig beeindruckend und so verkneifen wir uns auch die letzten paar Höhenmeter auf den Gedeminus-Turm.
Fahren statt dessen mit einem Doppelmayr-Schrägaufzug hinunter ins Arsenal, wo gleich ums Eck das Nationalmuseum für angewandte Kunst zur Besichtigung einlädt. Nach dieser hübschen Ausstellung alter Möbel und sakraler Gegenstände machen wir uns noch auf eine langen Marsch zur über 1 1/2 km stadtauswärts gelegenen Peter-und-Paul-Kirche.
Direkt an einem großen Kreisverkehr gelegen, sieht sie von außen eher unscheinbar aus, aber im Inneren wird man von der Fülle an weißem Stuck direkt geblendet. Punkt 17:00 Uhr beginnt eine Messe und wir verlassen dieses barocke Prunkstück. Latschen wieder zurück ins Zentrum, schauen noch mal in der Kathedrale mit der schönen Kasimir-Kapelle vorbei und setzen uns letztendlich auf die kleine Terrasse vor dem Restaurant Forto Dvaras
um eine Spezialität des Landes zu verkosten - die hier Cepelinai genannten Kartoffelknödel.
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Fr 8.9. Beeindruckende Zeugnisse verschiedener Epochen
Nach Blitz und Donner in der Nacht und den frustrierenden Wetteraussichten für den heutigen Tag schnappen wir unser Auto und verzichten auf den Besuch im Europapark.
Folgen lieber gleich der eintönigen Schnellstraße nordwärts, biegen bei Panevezys nach Westen ab und endlich hört der Regen auf. Kurz nach Mittag umfahren wir die Stadt Siauliai im Norden und kommen nach wenigen Kilometern zu einem legendären Platz - dem Berg der Kreuze
, ein Monument litauischen Widerstands und Glaubens. Ein Hügel in der ansonsten flachen Landschaft ist über und über mit Kreuzen in allen erdenklichen Ausführungen, Materialien und Größen bedeckt. Es ist überwältigend wie viele Kreuze auf-, neben-, über-, hinter- und ineinander Platz finden! Dieser Ort hat eine ganz eigene Atmosphäre.
Netterweise kommt jetzt auch die Sonne heraus und so verlassen wir frohen Mutes den südlichsten der drei baltischen Staaten. Bald nach der Grenze (ohne eine nennenswerte Kontrolle) biegen wir bei Eleja rechts ab und kommen zu einem der Höhepunkte Lettlands, zum Barockschloß Rundale
.
Die Sonne strahlt vom Himmel und wir strahlen auch, denn im Ticketbüro am Zugang zum Gelände lesen wir, daß der Besuch des Schlosses heute frei ist. Gehen gleich den weiten Weg zum Garten, von dem aus der Blick auf die Anlage am schönsten ist, aber am Tor will man eine Eintrittskarte sehen.
Finden noch eine passende Münze, um den Weg zurück zum Eingang zu sparen und genießen die Barockanlage. Schauen danach das wunderschön hergerichtete Gebäude von innen an, das Fotografieren kostet aber wieder extra. Im Ticketbüro erstehen wir schließlich alles, wofür an diesem "Gratistag" extra verlangt wird (Schatzkammer, Kapelle, Garten, Fotografiererlaubnis), um nicht noch öfter den weiten Weg über das ekelhafte Kopfsteinpflaster zum Ticketbüro gehen zu müssen. Jetzt können wir dieses Prunkschloß nach dem Vorbild von Schloß Versailles mit über 100 Zimmern in den verschiedensten Farbtönen, sowie den imposanten goldenen und weißen Saal endlich uneingeschränkt genießen. Die Schatzkammer (nur auf Nachfrage zu finden) sieht wie die Präsentation von übriggebliebenen Möbelstücken aus, die vermeintliche Kapelle ist keine, sondern eine Sonderschau neben dem Ticketbüro über die zweckentfremdete Verwendung sakraler Gebäude in der Sowjetzeit (ebenfalls nicht beschildert und erst noch dreimaligem Nachfragen auffindbar).
Ein paar Kilometer weiter liegt bei Bauskas das Schloß Mezotne, wo wir übernachten wollen. Auf unsere vor zwei Tagen getätigte Internet-Reservierung haben wir leider keine Antwort erhalten und bei unsere Ankunft erfahren wir, daß aufgrund einer Hochzeitsgesellschaft das Hotel ausgebucht und das Schloß für Besucher geschlossen ist. Immerhin soll aber am nächsten Tag offen sein. So getröstet fahren wir zurück in den Ort Bauskas, aber das anvisierte Hotel aus Sowjetzeiten wird generalsaniert und ist geschlossen - eine andere Bleibe gibt es nicht.
Grummelnd setzen wir uns wieder ins Auto und fahren noch einmal fast 70 km bis Jelgava, die nächste größere Stadt. Am Fluß finden wir endlich gegen 18:00 Uhr im Hotel Jelgava
ein ganz passables Zimmer, aber die restliche Infrastruktur der Stadt läßt zu wünschen übrig: wir finden in der Umgebung nur Kneipen oder Selbstbedienungsbuffets, die bald schließen. Im Rathaus überraschen wir eine Mitarbeiterin in der seit einigen Stunden eigentlich geschlossenen Touristeninfo und bekommen einen Stadtplan und einen Tip für ein Restaurant, in dem wir dann auch ein erstaunlich gutes und günstiges Abendessen vertilgen. Versöhnt mit der Stadt spazieren wir zurück zum Hotel und fallen nach fast 400 km Landstraßenfahrt todmüde in die Federn.
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Sa 9.9. Eigenwillige Besichtigung von Mezotne und Fahrt nach Pärnu
Nach ruhiger Nacht spazieren wir über die Brücke und schauen uns aus einiger Entfernung das Schloß Jelgava an (beherbergt heute die Landwirtschaftsuniversität und ist innen nicht zu besichtigen). Dann fahren wir nochmals südwärts, denn das Schloß Mezotne
wollen wir uns schon noch ansehen.
Bei unserer Ankunft ist der Parkplatz voll, die Autos sind mit weißen Schleifen geschmückt, auf manchen stehen noch Champagnergläser und -flaschen und im Park sitzen junge Damen und Herren in leicht zerknitterter Abendgarderobe. Etwas verwundert betreten wir das Schloß, steigen über die Überreste einer ausgelassenen Feier und werden vom Herrn vom Sicherheitsdienst darüber informiert, daß wegen einer Hochzeit keine Besichtigung möglich sei. Unser heftig vorgetragener Hinweis auf die gestrige Auskunft und unseren 150 km langen Umweg, ermöglicht uns schließlich mit den besten Wünschen der im Gang um Restgetränke würfelnden Hochzeitsgäste den Eintritt in das wunderschön rekonstruierte Gutshaus. Vieles ist wegen der Feier verändert, aber die Räume sind wunderschön und niemanden stört es, daß wir die Möbel berühren und normalerweise unzugängliche Räume betreten. Auch der Park, von dem aus wir einen schönen Blick auf das Gebäude und den Fluß haben, ist bestimmt nicht immer so frei zugänglich. Nach dieser höchst eigenwilligen und amüsanten Besichtigung finden wir, daß sich der Umweg auf jeden Fall gelohnt hat und dieses Schloß auszulassen ein großer Fehler gewesen wäre.
Frohgemut fahren wir kurz vor Mittag endlich nordwärts, leicht verblüfft über den doch viel dichteren Verkehr als bei unserer ersten Lettland-Durchquerung. Rund um Riga ist wegen Baustellen und Umleitungen die Hölle los, aber wir kommen glücklich um die Hauptstadt herum und folgen der Küstenstraße. Haben auch hier keine Chance zum Meer zu kommen, immer bildet ein kleiner Waldstreifen eine unüberwindlichen Barriere zum Strand. Der Straßenrand ist allerdings mit parkenden Autos verstellt und Pilzsammler durchstreifen höchst erfolgreich - vollgefüllte Bastkörbe zeugen davon - die Waldgebiete.
Füllen vor der Grenze den Tank, um unseren letzten lettischen Münzen los zu werden, und kommen, immer wieder gebremst durch Straßenbaustellen schließlich zur lettisch-estnischen Grenze. Hier interessiert man sich wieder mehr für unsere Fahrzeugpapiere als für uns, aber wir können problemlos nach Estland einreisen. Die Strecke führt weiterhin der Küste entlang, aber Blick aufs Meer gibt's immer noch keinen. Wollen in einem Dorf nahe des Strandes Rast halten, aber die Cafes und Restaurants sind reserviert für geschlossene Gesellschaften.
So bleibt uns nichts anderes übrig, als bis Pärnu
durchzufahren. Das angepeilte Hotel direkt am Yachthafen ist auch voll, aber im Villenviertel finden wir im Hotel Vesiroos
Quartier für eine Nacht. Haben sogar einen Pool dabei (den wir zwar nicht zum Baden nutzen, an dem wir aber in der Sonne sitzend ein erfrischendes Bier trinken). Nach dieser Entspannungspause durchstöbern wir die malerische Altstadt und auch die derzeit im Baltikum wie es scheint unvermeidlichen Baustellen in der Einkaufsstraße stören uns nicht wirklich. Die beiden Hauptkirchen der Stadt sind hübsch hergerichtet, in der orthodoxen findet gerade ein Gottesdienst statt. Fürs Abendessen wählen wir das mittelalterliche Seegi Maja
und fahren danach höchst zufrieden ins Hotel zurück.
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So 10.9. Lichtblicke auf Saaremaa
Schauen uns gleich in der Früh noch das Kurhaus und den dazugehörigen Park an, dann düsen wir los Richtung Norden. Unser heutiges Ziel ist die Insel Saaremaa, die man von Virtsu aus mit einer Fähre erreichen kann.
Die Strecke dorthin führt abwechselnd durch Äcker und Wälder, lebhafter Wind treibt die Wolken rasch über den Himmel.
Am Fähranleger müssen wir mehr als eine Stunde auf die Überfahrt warten, aber dann können wir vom Panoramadeck des großen Schiffes den Möwen beim Spiel mit dem Wind zusehen. Nach einer halben Stunde legen wir auf Muhu an und durchqueren zügig diese kleine Insel.
Fahren über den 4 km langen Damm nach Saaremaa
und sind bald darauf in Kaali. Dort besuchen wir den sehenswerten mit Wasser gefüllten Meteoritenkrater, der angeblich keinen Boden hat....
Legen dann die letzten 16 km bis in die Hauptstadt Kuressaare zurück und bekommen im Hotel Arensburg
ein geräumiges Zimmer. Spazieren gleich los zur nahegelegenen Bischofsburg, die allerdings fast schon zu schön renoviert wurde. Die Innenbesichtigung dauert über eine Stunde, führt vom Keller bis zum Dach eines der Türme
und zeigt geschichtliche, naturkundliche und soziale Ausstellungsstücke der gesamten Insel.
Danach nutzen wir die Gunst der Stunde und den mittlerweile strahlendblauen Himmel für eine Fahrt bis an die Südspitze von Saaremaa. Wie wir nun schon öfter festgestellt haben, heißt Küstenstraße im Baltikum nicht unbedingt Meerblick, denn durchgehend dichter Baumbestand trennt den Reisenden vom Wasser. Aber vorne beim Leuchtturm gibt es nur mehr Steine, windzerzauste Grasbüschel und Wind.
Genießen dann den Abend auf der Terrasse und im Restaurant unseres Hotels.
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Mo 11.9. Malerisches Haapsalu und Rückkehr nach Tallinn
Müssen heute eher zeitig aufbrechen, um die Fähre zurück aufs Festland rechtzeitig zu erreichen. Die Sonne strahlt mit uns um die Wette, endlich haben wir richtiges Urlaubswetter! Wir erreichen sogar die frühere Fähre und fahren als letzte auf das Autodeck. Haben dadurch eine Stunde gewonnen, die wir auf dem Weg nach Haapsalu
langsam wieder vertrödeln.
Der Kur- und Badeort zeigt sich von seiner schönsten Seite, sowohl die Burg als auch die restliche Altstadt liegen malerisch in der Sonne. Spazieren zum Hafen und der Promenade entlang bis zur Tschaikowsky-Bank.
Zum Abschluß der Stadtbesichtigung fahren wir zum alten Jugendstil-Bahnhof, der jetzt ein Eisenbahnmuseum beherbergt, aber montags geschlossen ist.
Die Exponate (alte Lokomotiven und Waggons) lassen sich aber trotzdem gut besichtigen.
Gegen 15:00 Uhr starten wir die letzte Etappe dieses Urlaubs, die Rückfahrt nach Tallinn. Kommen zügig in die Stadt, aber im dichten Abendverkehr und wegen des ausgeprägten Einbahnsystems brauchen wir drei Anläufe bis wir unser Auto endlich auf dem Parkplatz hinter dem Hotel Uniquestay Mihkli
einparken können. Erhalten dann aber ein frisch renoviertes, äußerst geräumiges Zimmer mit Gratis-Internet. Haben heute nicht mehr viel vor, sondern spazieren nur zur Altstadt, vergleichen Speisekarten und nehmen im Knoblauchrestaurant Balthasar
ein gediegenes Abendessen zu uns.
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Di 12.9. Jetzt holen wir alles nach
Tallinn ist vom üblichen Morgennebel eingehüllt, aber gegen 10:00 wird er lichter und wir erkunden den Weg zum Fährhafen. Danach geht's zum Parkplatz beim außerhalb gelegenen, neuen Kunstmuseum KUMU. Lassen dieses erstmal links liegen und spazieren zum barocken Lustschloß Katharinental. Heute können wir es ungestört besichtigen, und es lohnt sich wirklich, die prunkvollen Räume und Kunstgegenstände sowie den Barockgarten anzuschauen.
Anschließend können wir dem extravaganten Neubau des KUMU nicht widerstehen und besichtigen Exponate estnischer Klassiker und Gegenwartskünstler - eine interessante Erfahrung.
Unser nächstes Ziel liegt am anderen Ende der Stadt, in Rocca al Mare. Dort befindet sich das weitläufige ethnographische Freilichtmuseum mit aus ganz Estland zusammengetragenen Bauernhöfen, Windmühlen und sonstigen Gebäuden. Bei dem schönen Wetter macht es Spaß, von Region zu Region zu spazieren und außerdem ist Leben in den Bauernhöfen und Werkstätten. Bleiben fast bis zur Sperrstunde, dann stürzen wir uns noch einmal in das Feierabendverkehrsgetümmel, um zum Hotel zurückzukommen.
Eigentlich wollten wir heute endlich das gotische Rathaus ansehen, zu Beginn unserer Reise war es ja geschlossen. Aber ab September ist es nur mehr gegen Voranmeldung zu besichtigen, den entsprechenden Hinweis haben wir gestern beim abendlichen Stadtbummel noch gesehen - schade, hat in den Büchern recht gut geklungen.
Jetzt bleibt uns nichts mehr übrig, als unsere Sachen in die Rucksäcke zu stopfen und zu hoffen, daß die Reißverschlüsse halten.
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Mi 13.9. Alles hat ein Ende, auch unser Urlaub :-(
Die Fahrt durch den Morgenverkehr Tallinns geht glatter vonstatten als erwartet und so sind wir viel zu früh am Fährterminal. Stellen das Auto wie vereinbart auf den Parkplatz vor dem Terminal und geben den Schlüssel beim Infoschalter ab. Vertrödeln die letzte Stunde auf estnischem Boden mit Karten spielen. Heute zeigt sich die Stadt von ihrer schönsten Seite: wir haben klare Luft und blitzblauen Himmel bei unserem Abschied vom Baltikum - die vielen Turmspitzen strahlen im Sonnenlicht!
Die Überfahrt nach Helsinki ist nicht ganz so ruhig wie erwartet, es schaukelt ziemlich und wir sind froh nach eineinhalb Stunden wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Tallink-Anleger ist am Frachtenterminal, recht abgelegen und ohne die Infrastruktur eines großen Hafens. Aber immerhin fährt ein Bus in die Innenstadt, dort müssen wir in die Metro umsteigen und beim Hauptbahnhof in den Bus zum Flughafen. So sind wir eine Weile beschäftigt und müssen nicht allzulange auf den Start unseres Fliegers warten.
Landen etwas früher als geplant in München. Das nützt uns allerdings nichts, denn die Münchner Flughafengesellschaft hat Probleme die zwei notwendigen Passagiertreppen zu organisieren (drei Flughafenbusse standen schon die längste Zeit vor dem Flugzeug) und wir sitzen über zwanzig Minuten wartend im Flieger. Dafür ist das Gepäck dann schnell am Förderband und wir können bald unser vergünstigtes Parkticket entwerten lassen. Jetzt müssen wir nur mehr die Stadt umrunden, aber das ist gar nicht so einfach um diese Tageszeit: eine Stunde Stau am Münchner Nordring bringt uns wieder in Erinnerung, daß die Gegend hier ein wenig dichter besiedelt ist....
Aber irgendwie bringen wir auch noch diese Hürde hinter uns und rauschen der Heimat entgegen, wo wir um 21 Uhr eintreffen!
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